Schreiner lassen nichts anbrennen ...

von Michael Sypien

... denn wenn wir ölen, soll es nicht die letzte Ölung sein!

 

Was soll das heißen?

Holz ist in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderer Werkstoff. Aber was macht ihn so besonders?

Holz hat viele Vorteile: Es ist ein nachwachsender Rohstoff, lässt sich gut bearbeiten, schon seit Jahrtausenden mit einfachen Handwerkzeugen und heute mit moderner Maschinentechnik. Es besitzt für viele Zwecke gute Festigkeitseigenschaften. Daher sind seine Anwendungen so unglaublich vielfältig – von A wie .... (ach denk dir doch selbst was aus:-) ... bis Z wie Zahnstocher ist Holz in unserem Leben allgegenwärtig und beliebt.

Wir lieben es nicht zuletzt für seine natürliche Schönheit. Der Schreiner braucht viel Erfahrung, um aus ein paar Brettern ein Möbel zu machen, das durch die Schönheit des Holzes zum Unikat wird. Das fängt mit der richtigen Holzauswahl an: Welche Holzart? Welche Bretter? Wie sollen sie zugeschnitten werden? Wie sollen die Teile angeordnet werden? Welche Wirkung wird damit erzielt?

All das sind Entscheidungen, für die es Erfahrung, gestalterisches Geschick und Fingerspitzengefühl braucht.

Doch am Ende gibt es noch einen weiteren Faktor, der entscheidend dazu beiträgt, die natürliche Schönheit des Holzes voll zum Ausdruck zu bringen: die Oberflächenbehandlung.

Diese ist eine Wissenschaft für sich. Etwas vereinfacht muss man sich entscheiden zwischen Lackieren und Ölen. Beides hat seine Berechtigung. Und beide Techniken haben ihre Anhänger: Manche Schreiner schwören auf das Lackieren und wollen vom Ölen mit Möbelöl nichts wissen. Geschmackssache. Ich persönlich finde es naheliegend und angebracht, den natürlichen Werkstoff Holz mit einem natürlichen Mittel zu behandeln und nicht mit einer Kunststoffschicht aus Lack zu überziehen.

Möbelöle gibt es von vielen Herstellern. Anders als beim Lack denkt man bei einer geölten Oberfläche automatisch an Bio, Öko, Natur, gesund, verträglich, ... Doch das stimmt nicht immer. Tatsächlich ist es gar nicht so einfach, ein Möbelöl zu finden, das wirklich aus natürlichen Rohstoffen besteht und ohne chemische Zusätze auskommt. Die Firma BIOFA stellt solche Öle her. Mit Herrn Weik, Außendienstmitarbeiter der Firma BIOFA, hatten wir zum wiederholten Male in der Klasse Schreiner 12 einen echten Experten für Holzöle im Haus. Kurzweilig und praxisnah demonstrierte er die Anwendung verschiedener Produkte. Die Schüler konnten die Öle an Musterbrettern unterschiedlicher Holzarten selbst testen. Dabei erlebten sie eindrucksvoll, wie durch das Ölen die Schönheit des Holzes erst so richtig zum Vorschein kommt.

Das Ölen von Holz ist im Vergleich zum Lackieren einfach. Man benötigt lediglich Pinsel, Schleifpads und Lappen. Ein technischer Aufwand mit Druckluft, Spritzpistole, Atemschutz und Absaugung wie beim Lackieren ist nicht nötig. Dennoch kann auch beim Ölen einiges schiefgehen. Herr Weik zeigte praktisch und unkompliziert, wie man richtig ölt und Fehler vermeidet.

Der größte Fehler, den man beim Ölen machen kann, führt nicht etwa zu einer schlechten Oberfläche. Viel schlimmer: er könnte alles vernichten. Der Grund: Ein mit Öl getränkter Lappen kann sich selbst entzünden, wenn er zusammengeknüllt herumliegt oder in der Abfalltonne landet. Warum? Möbelöl trocknet an der Luft, es härtet aus. Dieses Aushärten ist ein chemischer Prozess, bei dem Wärme entsteht. Auf der Holzoberfläche ist das ungefährlich. Aber in einem Lappen kann diese Wärme ausreichen, um das Öl im Lappen zu entzünden. So manche Schreinerei ist dadurch schon den Flammen zum Opfer gefallen.

Deshalb immer daran denken: Ölgetränkte Lappen in einer Blechdose luftdicht verschlossen aufbewahren, in Wasser tränken oder im Freien zum Trocknen aufhängen bzw. flach auslegen. Dann brennt nichts an und der letzte Ölauftrag wird hoffentlich nicht die letzte Ölung gewesen sein.

Herzlichen Dank an Herrn Weik und die Firma BIOFA für den gelungenen Workshop!

Peter Nun

Wie man Holz mit Möbelöl schützen und verschönern kann, konnten die Schüler der Klasse Schreiner 12 unter Anleitung von Herrn Weik von der Firma BIOFA live erleben und selbst ausprobieren.

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