Miteinander im Seniorenheim Mainblick

von Michael Sypien

Wie oft begegnen sich junge und alte Menschen in unserer Gesellschaft? Was können die Menschen, die die Nachkriegszeit in Deutschland erlebt und das Land nach dem 2. Weltkrieg mitaufgebaut haben, den jungen Geflüchteten aus den Krisenregionen der Welt erzählen? Ist eine Begegnung dieser Art wünschenswert und möglich?

Auf die letzte Frage kann man mit Sicherheit positiv antworten: Begegnungen dieser Art sind sinnvoll und einprägsam. Sie helfen der Jugend, die Gegenwart zu verstehen und sich selbst und den eigenen Platz in der Gesellschaft zu finden. Sie geben den Senioren eine Möglichkeit der Besinnung und des Rückblicks auf ihr Leben. Es sind wunderbare Momente des gegenseitigen Zuhörens in einer vertraulichen und ruhigen Atmosphäre und eines richtigen Miteinanders. Und man braucht nicht viel, um solche Momente Realität werden zu lassen.

In einem Projekt der Berufsschule Kitzingen im Rahmen des Moduls „Soziales“ besuchten die Schüler der Berufsintegrationsklassen (im zweiten Schuljahr) die Seniorinnen und Senioren des Altersheims „Mainblick“ und erlebten dabei eine schöne, freundliche und vertrauliche Atmosphäre miteinander. Im Pavillon der altherrschaftlichen Villa direkt am Main wurden die Schüler der Klassen BIA (und eine Woche später BIb) zusammen mit den Lehrern B. Haberkamm, G. Porzelt, G. Ruf und dem Lehrer Th. Weinand ganz freundlich von Frau Lenhart und den Bewohnern empfangen. Alt und Jung konnten einander mit Respekt und gegenseitigem Interesse begegnen, waren engagiert und profitierten voneinander. Die Schüler brachten ein Programm mit, das sie mit Begeisterung durchführten. Die Senioren schenkten den zugewanderten Menschen große Aufmerksamkeit, die sich einzeln vorstellten, ihre Berufswünsche äußerten, dann fröhlich sangen und tanzten, und ließen sich gern zur Bastelarbeit und interessanten Gesprächen mitreißen.

Bei allen Beteiligten entstand das Gefühl, es ist ein richtig schönes Miteinander und ein sehr gelungener Vormittag im gastfreundlichen Haus am Main. So konnten die Schüler am Ende der Begegnung von ganzem Herzen sagen: „Wir danken Ihnen, dass wir hier sein durften und mit Ihnen einen schönen Vormittag verbringen durften!“

Galina Ruf


Die Schüler, die noch vor zwei Jahren kein Wort Deutsch konnten, fassten ihr Erlebnis im Seniorenheim „Mainblick“ in Worte und schrieben Folgendes für den Jahresbericht:

Ein schöner Tag mit den Senioren im Seniorenheim

Am Donnerstag, den 11.05.2017, machte unsere Klasse BIA ein Projekt im Seniorenheim in Kitzingen und besuchte die Seniorinnen und Senioren. Das war sehr schön und interessant. Am Anfang haben wir die Senioren begrüßt und haben über unser Programm erzählt. Dann hat sich jeder Schüler selbst vorgestellt und erzählt, was er in Deutschland gerne machen will. Die Senioren haben sich sehr gefreut und wir haben uns auch sehr gefreut, dass wir mit den Senioren zusammen sein durften.

Danach haben wir Musik angemacht, das war das Lied „Alle Vögel sind schon da“, und zu der Musik haben wir gesungen und getanzt. Danach haben wir Papierblumen mit den Senioren gebastelt und dabei miteinander gesprochen. Die älteren Menschen waren sehr nett und machten gut mit.

Die Frau, mit der ich gebastelt habe, war lustig und hat sich über mich gefreut. Sie hat mir erzählt, was sie mit ihren Kollegen in der Freizeit macht. Wir haben über das Wetter gesprochen und über meine Berufswünsche. Eine andere Frau hat uns erzählt, wie es in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg war. Das hat mich sehr getroffen, ich habe an meine Eltern gedacht und wurde für einen Moment traurig. Aber dann habe ich eine Frau mit 103 Jahren kennengelernt. Die Begegnung war für mich wunderbar. Ich möchte gerne den alten Leuten helfen, wenn ich erwachsen und selbstständig bin. Am Ende hat unser Mitschüler seinen Nationaltanz getanzt. Wir alle haben applaudiert. Das war für uns wirklich super. Wir würden gern noch mehr Projekte mit Senioren machen.

Essa Rezai, Jafar Alikhel, Kudus Abraham, Mohamed Ahmed Issack, Roomalkhan Vakili

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