Flexibel und kreativ durch die Pandemie

von Michael Sypien

Es ist Mittwochmorgen, Ende April 2021. Wir befinden uns im 2. Schuljahr unter Corona-Bedingungen.

„Seien Sie flexibel und kreativ!“, rät die Schulleitung in diversen Schreiben. Und tatsächlich, darin sind wir mittlerweile wahre Meister geworden. Freitags entscheidet sich momentan beispielsweise, welche Klassen sich in der kommenden Woche im Präsenzunterricht befinden. Nicht-Abschlussklassen werden bei einer Inzidenz über 100 digital beschult.

Seitdem wir gemäß Stundenplan den Online-Unterricht über MS Teams abhalten, erreichen wir die Schüler in der Regel gut, außer es gibt ein schlechtes Netz daheim oder noch zwei Geschwister, die zeitgleich online sind …

Doch, wie gesagt, im Grunde ist MS Teams eine gute Lösung für das Homeschooling (englische Fachbegriffe sind in der Pandemie sehr wichtig), die allerdings nicht den Präsenzunterricht ersetzen kann.

Im Klassenzimmer haben wir die Schüler vor uns und können trotz der Maske Reaktionen auf den Unterrichtsstoff einfangen und sind einfach real zusammen und uns nah. Aber bitte nicht zu nah! Nur mit Abstand, mit Mundschutz, nach Desinfektion der Hände, mit Blick auf das CO2-Messgerät, bei offenem Fenster und – nicht zu vergessen – nach dem morgendlichen Corona-Test verbringen wir die gemeinsame Unterrichtszeit in der Schule.

Als ich hörte, dass die Test-Pflicht an Schulen kommt, dachte ich: „Oh je, ich bin doch keine medizinische Assistentin. Das soll was werden.“ Und es wurde sogar was. Optimal von der Schulleitung vorbereitet, gut von den Schülern angenommen, kostet das Testen zwar Unterrichtszeit, gibt uns jedoch im Klassenzimmer zusätzliche Sicherheit, uns nicht zu infizieren.

Herausfordernd ist und hohe Flexibilität erfordert in unserem Fachbereich der Wechselunterricht des Berufsgrundschuljahres Agrarwirtschaft. 30 Schüler/-innen in zwei Gruppen aufteilen und los geht´s… Nöö, so einfach ist das nicht. Für Lernende und Lehrende heißt es, den heimischen Unterricht für die beiden Tage pro Woche zu koordinieren. Spannend wird es in fachpraktischen Fächern, die in weitere Untergruppen aufgeteilt werden. Ich gewähre kurz einen Blick auf den separaten Gruppenplan: „Gestern hatte ich in Buchführung die Gruppe 2b und heute die 1a.“ Da heißt es: „Bloß nicht den Überblick verlieren.“

Besonders fordernd sind für die Lehrkräfte die Tage, an denen wir digitalen und Präsenzunterricht im Wechsel abhalten. Schnell aus dem Klassenzimmer und an den Schul-PC und dann wieder ins Klassenzimmer. Uff!

Optimierte Stundenpläne erlauben es nach dem Präsenzunterricht schnell - aber nicht zu schnell – nach Hause zu fahren und vom heimischen Arbeitsplatz aus den digitalen Unterricht abzuhalten.

Übernächste Woche steht eine Kurswoche für das BGJ auf dem Plan. Aber darauf zählen wir besser mal nicht. Vier Tage vor Kursbeginn werden wir wohl erfahren, ob die Inzidenz das Stattfinden des Kurses erlaubt. Nicht ernst gemeinter Rat an die Kollegen: „Bucht bitte für die erste Maiwoche keinen Kurztrip nach Mallorca, vermutlich ist die Klasse doch da.“

Ich könnte diese Ausführungen noch um die Lehrproben/Lehrgespräche der Referendare und Fachlehreranwärter ergänzen sowie vieles mehr. Doch gleich habe ich tatsächlich Präsenzunterricht in der Gruppe 1a.

Wie wir uns alle fühlen? Sowohl Schüler/-innen als auch Lehrkräfte sind der Pandemie müde. Doch mit Humor - und wenn es nur Galgenhumor ist -  höchster Flexibilität, reichlich Arbeit, kreativen Lösungen, dem Sich-Erfreuen an kleinen Alltagsdingen, viel Bewegung an der frischen Luft etc. stehen wir das Ganze hoffentlich durch.

Am Ende zählt, dass wir und unsere Familien gesund bleiben. In diesem Sinne – ich muss jetzt wirklich zur Schule – „Bleibt/Bleiben Sie gesund!“

Marlene Nolte

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