Erasmus: In Österreich auf der Suche nach neuen Partnerschulen

von Michael Sypien

Seit 2015 besteht an unserer Schule eine Schulpartnerschaft mit der Gartenbau- und Weinbauschule in Mělník (Tschechien). Im gegenseitigen Wechsel absolvieren unsere Schülerinnen und Schüler ein zweiwöchiges, freiwilliges berufliches Praktikum in Mělník, im darauffolgenden Jahr kommen tschechische Schülerinnen und Schüler zu uns und arbeiten in ausgewählten Gärtnereien und Weinbaubetrieben mit.

Die überaus gewinnbringenden Erfahrungen für die Teilnehmer bei diesem Austausch mündeten in dem Entschluss, weiteren Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu einem Auslandspraktikum anzubieten. Nach längerem Suchen kam schließlich durch Kontakte des ehemaligen Schulleiters Frank Delißen ein erster Kontakt zur Gartenbauschule Großwilfersdorf in Österreich zustande.

Zum gegenseitigen Kennenlernen und zur Erarbeitung eines Schulpartnerschafts-Konzeptes machten sich nach eingehender Vorplanung des Besuchs die Schulleiterin Margit Stühler mit vier Lehrern aus dem Fachbereich Agrarwirtschaft im Frühjahr auf den Weg in die Oststeiermark. Mit dem Zug in Graz angekommen wurden wir herzlich von der Schulleiterin Martina Teller-Pichler am Bahnhof empfangen.

Von dort ging es gleich im schuleigenen Kleinbus zur landwirtschaftlichen Versuchseinrichtung Haidegg. Nach der Besichtigung einer zukunftsweisenden Agrophotovoltaikanlage erhielten wir umfassende Informationen zum beruflichen Schulsystem in Österreich. Dabei wurde im regen Austausch über die verschiedenen Vorteile und Nachteile der Schulsysteme in Deutschland und Österreich diskutiert. Im Anschluss erreichten wir nach einer Stunde Fahrt in besagtem Kleinbus unser Quartier in Großwilfersdorf.

Der zweite Tag begann mit der Vorstellung der Gartenbauschule Großwilfersdorf. Diese wurde am Samstagvormittag fortgesetzt, denn am Freitag standen noch der Besuch von zwei Fachschulen auf dem Programm. Sichtlich beeindruckt waren wir von der Land- und forstwirtschaftlichen Fachschule Kirchberg am Walde, an der die Schülerinnen und Schüler praktische Erfahrungen in allen nur erdenklichen Bereichen der Landwirtschaft sammeln können, einschließlich der Veredlung der Agrarprodukte und des Verkaufs im schuleigenen Hofladen.

Nicht minder hervorragend ausgestattet war auch die Fachschule Schloss Stein, wo Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Ernährung und Versorgung sowie Kinderpflege ausgebildet werden. Gut gefiel uns hier vor allem das Konzept, dass die Schülerinnen und Schüler ihre theoretisch erworbenen Kenntnisse direkt im schuleigenen Kindergarten umsetzen können.

Durch den Besuch dieser beider Fachschulen und die dort geknüpften Kontakte erweiterten sich ungeahnt die Möglichkeiten für weitere Schulpartnerschaften über die Agrarwirtschaft hinaus. Damit könnte auch Schülerinnen und Schülern der beiden Fachschulen in Ochsenfurt die Gelegenheit zu einem Auslandspraktikum gegeben werden. Oder auch Erasmus+-Mobiltäten für Lehrpersonal wären denkbar. Dieser Tag übertraf alle unsere Erwartungen in Bezug auf zukünftige Schulpartnerschaften. Begeistert von diesen neuen Optionen beendeten wir den Tag mit einer Stadtführung durch Fürstenfeld.

Wie vorher erwähnt, wurde am Samstagvormittag die Schulbesichtigung an der Gartenbauschule Großwilfersdorf fortgesetzt. Während des Rundgangs bewunderten wir auch hier die großzügige Ausstattung, vor allem des Internats und des Außengeländes für den praktischen Unterricht. Immer wieder wurde währenddessen darüber diskutiert, wie eine gemeinsame Schulpartnerschaft aussehen könnte. Am Nachmittag besuchten wir als kulinarischen Höhepunkt eine Essig- sowie Schokoladenmanufaktur.

Am Sonntag rundete eine Führung durch den Botanischen Garten in Graz unseren Aufenthalt ab. Begleitet wurden wir hier, wie auch während des gesamten Besuchs, durch die Geschäftsführerin der Werbegemeinschaft der steirischen Gärtner und Floristen, Mary Delißen. Sie nutzte die Kleinbusfahrten von einer Station zur nächsten, uns deren Werbekonzept vorzustellen und weitere Einblicke in die Struktur der steirischen Gärtnereien und Blumenläden zu geben.

Erfüllt von der Gastfreundschaft und Herzlichkeit unserer Gastgeber, den vielen verschiedenen und außergewöhnlichen Eindrücken sowie den unerwarteten erweiterten Möglichkeiten für mehrere Schulpartnerschaften stiegen wir Sonntagmittag überglücklich in den Zug zurück nach Ochsenfurt.

Wir freuen uns auf den Gegenbesuch der Großwilfersdorfer und auf die nachfolgende Zusammenarbeit mit den oststeirischen Fachschulen!

Gertraud Herrmann
Team internationale und nationale Kontakte

Die Ochsenfurter und Großwilfersdorfer Kolleginnen und Kollegen, gemeinsam mit Mary Delißen, im Botanischen Garten in Graz

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