Vive la horticulture et l’idée européenne!

von Michael Sypien

Europäisches Gartenbau-Lehrerseminar in Frankreich

Die Vereinigung der europäischen Gartenbaulehrer EU-Hortiteach bietet jedes Jahr in der Woche nach Ostern ein mehrtägiges Lehrerseminar an. In welchem europäischen Land die Fortbildung jeweils stattfindet, ergibt sich aus der Tatsache, welche Mitgliedsschule sich bereit erklärt, die Fortbildung zu organisieren. In diesem Jahr übernahmen Kolleginnen und Kollegen der Landwirtschafts- und Gartenbauschule Campus Provence Ventoux in Carpentras die Durchführung. Die Gegend um Carpentras ist bekannt für seine Erdbeeren, Kirschen, den Olivenanbau, Gemüsebau und Weinbau.

Von der Berufsschule Kitzingen-Ochsenfurt nahmen die beiden Gartenbau-Kolleginnen Petra Schuck und Gertraud Herrmann an diesem Lehrerseminar teil. Gemeinsam mit 50 anderen Kolleginnen und Kollegen aus 13 europäischen Ländern von 22 verschiedenen Schulen reisten sie am Dienstag nach Ostern an. In den nächsten Tagen wartete ein abwechslungsreiches fachliches und kulturelles Programm auf uns.

Großes Interesse bestand erstmals daran, die gastgebende Schule kennenzulernen. In Frankreich erfolgt die Ausbildung zur Gärtnerin oder zum Gärtner vollschulisch mit einem hohen Anteil an Praxis-Einheiten auf der Schulfarm. Ein Vormittag genügte kaum, das weitläufige Praxisgelände der Schule kennenzulernen. Besonders interessant war die Besichtigung einer erst kürzlich erstellten Agro-Photovoltaikanlage über einer neu angelegten Kirschenanlage.

Weitere Programmpunkte waren die Führung durch eine Jungpflanzengärtnerei, die auf besonders aromatische Kräuter und Heilpflanzen spezialisiert ist. Der Besuch einer großen Genossenschafts-Ölmühle für Olivenöl verdeutlichte die schonende Verarbeitung der Oliven zu hochwertigen kaltgepressten Ölen, die regelmäßig die höchsten nationalen Preise gewinnen. Abwechslung bot die Führung durch eine große Rebschule, die ihre Unterlagen und Edelreiser selbst produziert und die veredelten Jungreben weltweit verkauft. Einmalig war auch das Flanieren durch die Jardins de la Rose in Isle-sur-la-Sorgue und das Lauschen der fachkundigen Ausführungen der Eigentümerin. Die Grande Madame produziert Pflanzen für die Parfum-Herstellung, vornehmlich für Rosen-Parfums.

Während des Seminars fand auch die Jahresversammlung der Vereinigung der europäischen Gartenbaulehrer EU-Hortiteach statt. Dabei wurde deutlich, welch ausgedehnte Netzwerke über Erasmus+-Projekte zwischen den einzelnen Schulen schon seit Jahren bestehen. Häufig führen dabei 5-6 Schulen über Schulpartnerschaften gemeinsam Erasmus+-Projekte durch.

Das Lehrerseminar und im Besonderen die Jahresversammlung dienen vornehmlich als Plattform, Gartenbau-Schulen aus unterschiedlichen europäischen Ländern zusammenzubringen, während der gemeinsam verbrachten Woche ins Gespräch zu kommen und durch den persönlichen Kontakt Erasmus+-Projekte für Lernende und Lehrende zu initiieren.

Hier wird Europa hautnah gelebt. So ist es selbstverständlich, dass die Jahresversammlung in Englisch, Französisch und Deutsch durchgeführt wird. Auch bei den Führungen und Besichtigungen gab es regelmäßig Übersetzungen.

Unser Hauptaugenmerk lag bei diesem Lehrerseminar, weitere Absprachen mit dem Präsidium der Vereinigung für den 2024 in der Region Mainfranken geplanten europäischen Berufswettbewerb der Gärtnerinnen und Gärtner zu treffen.

Vielen Dank an die Regierung von Unterfranken für die Unterstützung und natürlich auch an die französischen Kolleginnen und Kollegen für die Organisation des Seminars.

Gertraud Herrmann und Petra Schuck

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